Geschichte der Herrschaft Schellenberg

Die fünf Gemeinden Mauren, Eschen, Gamprin, Ruggell, und Schellenberg gehörten, bis zur Gründung des Fürstentum Liechtenstein (1719) der Herrschaft Schellenberg an. Quellen für meine nachfolgenden Ausführungen waren im Wesentlichen die freie Enzyklopädie WIKIPEDIA, aber auch die Webseite www.liechtenstein.li/land-und-leute/geschichte.

Die Herrschaft Schellenberg war ein Territorium im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, das heute im Fürstentum Liechtenstein liegt und etwa dem Wahlkreis Unterland für Wahlen zum Landtag entspricht. Die nördlich der Grafschaft Vaduz liegende Herrschaft Schellenberg wurde 1699 durch die Liechtensteiner erworben.

Die Herrschaft trug den Namen nach den Burgen Alt- und Neu-Schellenberg, woher auch das Adelsgeschlecht Schellenberg stammte.

Die Schellenbergs wurden in Quellen aus den Jahren 1137 bis 1157 als Vasallen des Otto von Freising erstmals erwähnt. Sie hatten ihren Stammsitz im oberen Isartal, dienten den Staufern ebenso wie Rudolf von Habsburg und gewannen damit politischen Einfluss und Reichtum.

In der Stauferzeit ließen sich die Herren von Schellenberg auf dem Eschnerberg (bei Feldkirch) im heutigen Gebiet Liechtensteins nieder. Hier erbauten sie in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Burg Neu-Schellenberg und einige Jahrzehnte später die Burg Alt-Schellenberg. Es ist wahrscheinlich, dass die Stauferkönige die Schellenberg hier ansässig machten, um die Reichsstraße nach Italien zu sichern. Diesen Besitz im heutigen Fürstentum Liechtenstein verkauften die Herren von Schellenberg 1317 an die Grafen von Werdenberg-Heiligenberg. Dennoch trägt der Berg bei Eschen bis heute ihren Namen.

Im späten Mittelalter und in der Frühen Neuzeit war das Geschlecht vor allem im Allgäu, in der Baar und im Hegau begütert. Einzelne Vertreter des Hauses finden sich in Diensten der Äbte von St. Gallen und Kempten. Weibliche Familienangehörige waren Mitglieder des Klosters Lindau. Als reichsritterliches Geschlecht gehörten die Schellenberg dem Ritterkanton Hegau-Allgäu-Bodensee im Schwäbischen Ritterkreis an.

  • Von 1280 bis 1374 waren die Schellenberger im Besitz von Wasserburg am Bodensee, das sie mit einer festen Mauer und einem Turm versahen.
  • Wohl Ende des 13. Jahrhunderts erlangten sie als Reichslehen Burg und Herrschaft Rothenfels bei Immenstadt, die sie 1332 an das Haus Montfort-Tettnang verkauften.
  • Um 1300 beerbte Marquard von Schellenberg, der auch mit der Reichsstadt Lindau in Fehde lag, die Herren von Kißlegg im Allgäu und begründete eine eigene Linie und Herrschaft um den Marktort. 1560 bis 1570 erbaute Hans Ulrich von Schellenberg (1518–1606) dort ein hochgiebliges Schloss, das heutige „Alte Schloss“ oder „Wolfegger Schloss“. Mehrfach waren die Herren von Schellenberg-Kißlegg Landvögte von (Ober-)Schwaben. 1637 wurde Hans Christoph von Schellenberg zu Kißlegg von Kaiser Ferdinand II. in den erblichen Freiherrenstand erhoben. Bereits 1381 wurde die Herrschaft Kißlegg unter zwei Schellenberger Linien geteilt. Der eine Teil war seit 1525 im Besitz verschiedener Familien (Freiberg, Baumgarten, Trauchburger Nebenlinie des Hauses Waldburg) und kam letztlich 1793 an die Wurzacher Linie des Hauses Waldburg. Dessen Wolfegger Zweig erbte 1708 den anderen Teil der Herrschaft Kißlegg durch Heirat der letzten Schellenberger Freiin zu Kißlegg, Maria Anna (1681–1754).
  • 1383 wurde Ritter Bertold von Schellenberg Besitzer von Schloss, Stadt und Dorf Hüfingen bei Donaueschingen in der Baar. Auch die Hüfinger Linie errang später den Freiherrentitel. 1620 wurde Hüfingen an das Geschlecht der Fürstenberg verkauft.
  • Seit dem späten Mittelalter war eine Linie der Schellenberg in Bräunlingen bei Donaueschingen ansässig und − neben Österreich und Fürstenberg – auch Mitbesitzer der Stadt. Das dortige „Schloss Schellenberg“ brannte 1917 ab.
  • 1557 bis 1609 gehörte den Schellenberg Schloss (von ihnen wiederhergestellt und trotz zweier Brände als „Schellenberg-Bau“ bis heute erhalten) und Herrschaft Randegg im heutigen Landkreis Konstanz.

Die Linie Schellenberg-Kißlegg starb 1708 aus. Der vermutlich letzte Angehörige des Geschlechts, Joseph Anton von Schellenberg(-Hüfingen), starb 1812 völlig verarmt in Hüfingen.

 

Nach mehreren Herrschaftswechseln (Grafengeschlechter Werdenberg, Sulz, Brandis, Hohenems) wurden Schellenberg 1699 und Vaduz 1712 von Fürst Johann Adam gekauft. 1719 wurde das Land zum Reichsfürstentum erhoben und erhielt 1806 die Souveränität. Das 19. Jahrhundert war eine Zeit grosser Armut, die zu einer Auswanderungswelle vornehmlich in die USA führte.

Die letzten Grafen hier waren die von Hohenems. Unter ihre Herrschaft fallen auch die Hexenprozesse. Sie waren sehr verschuldet, sodass sie schliesslich gezwungen waren, die Grafschaft Vaduz und die Herrschaft Schellenberg zu verkaufen. 1699 erwarb Fürst Johann Adam von Liechtenstein die Herrschaft Schellenberg und im Jahr 1712 die Grafschaft Vaduz. Am 23. Januar 1719 vereinigte ein Diplom Kaiser Karls VI. die Grafschaft Vaduz und die Herrschaft Schellenberg und erhob das Gebiet zu einem Reichsfürstentum mit dem Namen Liechtenstein (siehe von und zu Liechtenstein).